Lüttich-Bastogne-Lüttich, La Doyenne, das älteste der Monumente des Radsports gilt auch als eines der härtesten. Die Teilnehmer müssen auf ihrem Weg durch die Ardennen mehr als 4000 Höhenmeter überwinden. Das ist mehr als manche Bergetappe bei den Grand Tours aufweist. Mich hat es schon als Jugendlicher fasziniert. Das mag am Namen gelegen haben, vielleicht an der Tatsache, dass Lüttich eigentlich auch als ein öder (Un-)ort gilt. Wer weiß das schon noch?

Bei der Suche nach einem neuen Rad stieß ich, nachdem ich zunächst das Schwesternrad, Roubaix 70, welches auf dieser Webseite an anderer Stelle zu finden, in Betracht gezogen hatte, auf das orange-blaue Liége 75. Beide Räder wurden anlässlich des 70. Geburtstages des Kannibalen kurz vor der Schließung des Merckx Werkes, welches glücklicherweise eine Wiedergeburt unter dem Schirm der belgischen Firma Ridley erfuhr, auf den Markt gebracht. Beide Rahmensets sind identischer Bauart: ein moderner Stahlrahmen mit komfortabler Carbongabel und stellen eine sehr gelungene Hommage an das klassische Rennrad dar. 

Die klassische Form und das leuchtende orange blau hatten eine unglaubliche Wirkung auf mich. Ironie des Schicksals, dass dies genau mein Geburtsjahr war. Allerdings schreckten mich der hohe Preis des Rahmensets und meine noch erst noch im Aufbau befindlichen Schrauberfähigkeiten von einem Kauf ab. So verwarf ich den Wunsch zunächst ins Reich der unerfüllten Begierden. 

Irgendwann, nach vielen Kilometern auf meinem Carbonrenner von Cube, begann ich aber doch wieder nach Stahlrahmen zu schauen. De Rosa? Unbezahlbar? Gios Regina? Vielleicht? Olmo Vintage? Nur für die Fahrt zur Eisdiele. Aber letztlich gab das Budget kein Geld für ein Zweitrad her. Bis zu einem Tipp, dass auf einer ebay-ähnlichen Webseite namens marktplaats.nl ein vollaufgebautes Liége 75 mit kompletter Campagnolo Chorus Gruppe, Deda Teilen und asymmetrischen Vento Luafrädern in Belgien zu haben sei. Nach einem unglaublich netten Telefonat mit dem Verkäufer, der sogar extrem gut Deutsch sprach, war klar, dass ich meine Reserven zusammenkratzen musste. Gesagt getan. 

Wie es sich fährt, hat Rallenkovic an andere Stelle beschrieben. Dem ist nichts hinzuzufügen.