Es ist viel gesagt und geschrieben, vermutlich noch viel mehr gedacht worden über das vergangene Jahr; vermutlich von berufener Stelle. Aber auch wir in unser kleinen, unwichtigen Radsportwelt haben das Jahr hinter uns gebracht und trotz verschiedener gesundheitlicher und privater, nicht zu vergessen der beruflichen Herausforderungen hat das Gregario Cycling Team einige wirklich schöne Highlights erleben dürfen.
Klar, die ganzen Anmeldungen zur Ronde van Vlaanderen und der Liége-Bastogne-Liége Challenge waren für die Katz. So richtig verstanden, ob die Anmeldegebühr verrechnet wird, habe ich auch nicht, aber ehrlich gesagt, ist das angesichts der wirklich wichtigen Probleme von Bedeutung? Vor allem, wenn man weiß, wie viele Helfer in Belgien bei Wind und Wetter, vermutlich gegen eine zu vernachlässigende Aufwandsentschädigung, den Verkehr für Typen wie mich regeln, die eigentlich nur ein bisschen Fahrrad fahren können. Angesichts einer Überlastung im Knie war ich eh etwas, ach was, total skeptisch, ob die 250km mit über 4000 Hm durch die Ardennen nicht sowieso der Wahnsinn wären. In der Hinsicht war der erste Lockdown zumindest erträglich. Meine Erkenntnis: Leute, vergesst das Dehnen nicht. Speziell ab 40!
Das Wetter war uns aber hold, so dass viele Kilometer zusammenkamen. Ralfs Winterprojekt, ein Randonneur (Gilles Berthold), wurde zum Renner der Woche (siehe anderswo auf dieser Webseite). Ich selbst konnte meinen Fuhrpark mit einem Koga Miyata Traveller ergänzen, der mittlerweile wunderbar läuft. Ein Jungfernfahrt führte uns durch davor unbekannte Wege (den Brachter Wald bei Nettetal, von Roermond nach Venlo). Wir mussten erfahren, dass Pastis und Bier unterwegs zwar schmecken, aber der Leistung nicht nur förderlich sind.
Am Himmelfahrtstag trieb uns das gute Wetter weit nach Süden und tief in die Abraumhalden nahe des Hambacher Forsts, der zeitgleich Dauergast in den Medien war. Am Ende hatte ich fast 180km auf der Uhr und somit meine längste Tour auf dem hinter mich gebracht.
Ein weiteres Highlight bedeutete eine gemeinsame Fahrt im selbst gestalteten Rapha Custom Trikot in voller Besetzung. Wie verflixt hatte immer jemand Zipperlein oder Zeitschwierigkeiten. Ich hatte schon Sorge, die Hemden würden gänzlich verstauben.
Der Sommer trieb Ralf an die Ostsee, wo sein O.P.E.N. Bekanntschaft mit klassischen DDR Straßen und sorglosen PKW Fahrern machte. Ob der subjektiv eher kritisch gefärbte Eindruck der Gegend rund um den Darß repräsentativ ist, lasse ich hier offen. Mich selbst trieb es spontan wieder nach Ostflandern, wo ich das Glück des Zufalls hatte und den legendären Rudy Pevenage kennenlernen durfte. Zudem fand ich mich in einer Ausfahrt mit einem leidenschaftlichen Franzosen über Koppenberg und co wieder, der mich an meine Grenzen brachte („Danke Sebastian!“ Instagram #sebandbike). Ich sollte weniger bremsen….
An einem sonnig-warmen Septemberwochenende fanden wird erneut den Weg ins Zentrum der Ronde und nur ein gerissener Mantel hielt uns davon ab, die komplette Spartacus Runde (www.cyclinginflanders.cc) zu absolvieren. Glück im Unglück war, dass wir eine Bäckerei fanden, die spät am Samstag Nachmittag noch geöffnet hatte und uns mit einer Schere aushalf, so dass MacGyver Ralf sein Rad wieder flottmachen konnte und wir es ohne Taxi oder Schieben zum Ausgangspunkt zurück schafften.
Statt eines gemeinsamen Urlaubs im Zentralmassivs, am Fuße des Ventoux, am Comer See, dem Ballon d’Alsace oder sonstwo, verhinderten pandemiebedingte Einschränkungen sowie berufliche Sorgen einen längeren Tripp. Trotzdem konnten wir dem Herbst ein Highlight abringen. Von Gulpen bei Maastricht führte uns ein XXL Ritt über den aus dem Amstel Gold Race bekannten Cauberg (meine Schleichfahrt den 22% steilen Keutenberg hinab verschweige ich hier), nach Maastricht, den Maas Radweg nach Lüttich. Dort fuhren wir wie Stadtguerillas mitten durch die von Niedergang und Aufbruch zerrissene Stadt gen Huy, die legendäre Mauer hinauf und von dort einmal quer über die Hügel die das Finale von La Doyenne darstellen zurück zum Auto. Was für Eindrücke…ich bin immer noch sprachlos.
Danke an dieser Stelle an die Gregarios: Ralf, Tom, Helmut und neu assoziiert auch Boris. Ihr wart nicht nur Mitfahrer, sondern Zuhörer, Mechaniker, Antreiber, Berater, und vor allem Freunde.
Danke auch unseren geduldigen Frauen, die unseren Spleen aushalten.
PS Wir sind auch Mountainbike gefahren. Aber PSSST!!!
Hier Text einsetzen