Ein ungeplantes Highlight im Radsportjahr 2022 der Gregarios bescherte uns die spontane Teilnahme an der Gravel World Series im belgischen Houffalize. Die Veranstaltung diente nicht nur als Qualifikation zur ersten UCI Gravelweltmeisterschaft in Veneto, sondern stand auch eher touristisch interessierten Amateuren offen. Im Südosten Belgiens, nahe der luxemburgischen Grenze gelegen, ist Houffalize im Radsport durchaus bekannt. Nicht nur gibt es ein bedeutendes MTB Revier, sondern auch die steile Cote des Saint-Roche, eine der bekannten Hellingen aus dem ältesten der Rennradmonumente, Liège Bastogne Liège, liegt im Ortszentrum.
Leider, vielleicht auch zum Glück, verpassten wir den Massenstart, weil die Anfahrt sich doch etwas länger als gedacht gestaltete und ich an einem leckeren Gratis Kaffee von Magistrale nicht vorbei kam. Wir waren aber nicht die letzten Teilnehmer, die sich auf den Weg machten.
Unmittelbar nach dem Start wartete eben jene Cote de Saint-Roche auf uns, die bereits das Hauptfeld zerfleddert hatte. Am oberen Ortsausgang führte die Strecke direkt in einen Wald. Der Untergrund wartete mit einer für den restlichen Tag repräsentativen Beschaffenheit auf: Wurzeln, Schlaglöcher und Schotter. Überall lagen Bidons herum, die eine eine Geschichte von der Hektik und dem Tempo des vorderen Teils des Feldes erzählen konnten. Die 110 km führten in drei Schleifen rund um Houffalize und waren perfekt ausgeschildert. Hinzu wurde der Verkehr an den wenigen zu kreuzenden Straßen im Sinne der Radfahrer geregelt. Überwiegend galt es leicht geschotterte Feldwege zu bezwingen aber oft gab es Single
Trail Passagen, Trampelpfade und Hufschläge zwischen Feldern, und dazu viele lange und z.T. steile Abfahrten, die sowohl durchgängig hohe Konzentration, als auch Mut und Vertrauen in das eigene Material abverlangten. Insgesamt ging es dauerhaft auf und ab bei angenehmen Bedingungen, wenn auch die Wiesen und Wälder ein lautes Lied des trockenen Sommers sangen.
Nachdem wir uns einigermaßen eingefahren hatten, fuhren wir zunehmend auf die langsameren Fahrerinnen und Fahrer des Hauptfeldes auf und konnten etliche überholen. Ab und zu pflügten jedoch von hinten noch ein paar versprengte Heissdüsen heran. An den Verpflegungsstellen gab es die übliche Materialschlacht zu bewundern: Cervelo Aspero, Salsa Warbird, Specialized Crux, etc Einigen fuhren bis zu 50mm dicken Pneus. Tatsächlich hätte ich mir auch einen breiteren Reifen als meinen Schwalbe One mit 33 mm gewünscht; aber insgesamt leistete mir mein Canyon Inflite gute Dienste.
Abgesehen, von einigen knappen Situationen in Kurven, ungünstig positioniertem Stacheldraht und engen Passagen bei hohem Tempo schlugen wir uns recht gut, ließen uns an den Verpflegungsstationen jedoch auch Zeit, die Speicher wieder aufzufüllen.
Bemerkenswert an den Ardennen finde ich immer wieder die Ausblicke über das Land. Wenn die Achterbahn dich wieder hochgespült hat, blickt man über die weiten Wellen dieser wunderbaren Landschaft. Davon gab es beim Houffa Gravel jede Menge. Wir kommen gerne wieder.