Etwa eine halbe Stunde südlich von Brügge liegt die Stadt Roeselare in Ost-Flandern. Roeselare ist nicht nur der Geburtsort von Jean-Pierre Monseré (Straßenweltmeister 1970), sondern beherbergt auch das Koers Museum van de Wielersport. In einem ehemaligen Feuerwehrhaus befindet sich das liebevoll gestaltete Rennradmuseum, dass der nationalen DNA Belgiens Rechnung trägt. Neben einer Werkstatt für Kinder, einer Bibliothek mit Konferenzraum und einem Café besteht das Museum für Besucher aus drei Teilen. Im obersten Stockwerk befindet sich zunächst ein kleiner Kinosaal mit einer Trophäenwand. Pokale aus vielen Jahrzehnten Radsport erinnern an vergangene Triumphe bei den großen Etappenrennen aber auch der kleineren Eintagesklassiker. Der Vueltapokal Raymond Poulidors, steht neben einem stilisierten Adler Federico Bahamontes oder Frank Vandenbrouckes Cup, den er für seinen Sieg bei Lüttich-Bastogne-Lüttich 1999 in die Höher recken durfte. Auf der Leinwand kann man Siegesattacken und -sprints ebenso wie furchtbare Stürze mitverfolgen; offenbar eine Unvermeidbarkeit unseres Sports. Die anschließende Sektion widmet sich dem Rennkalender und präsentiert eine Vielzahl von Trikots, Plakaten, Fanutensilien, Dopingproben und vieles mehr.

Ein persönliches Highlight ist für mich der Zeitfahrhelm von Jan Ulrich aus der kurzen Zeit bei Bianchi und der lilafarbene Trainingsanzug von Mercier aus dem Nachlass Poulidors. Die zweite Etage widmet sich dem erfolgreichen Sohn der Stadt Jean-Pierre Monseré und seinem Sieg in Leicester bei der Straßenweltmeisterschaft. Weder sein Trainingstagebuch noch sein Bahnrad fehlen in einer beeindruckenden Vitrine mit vielen Exponaten. Kern der ersten Etage sind viele, viele wunderschöne Rennräder großer Namen des Sports. Daneben ein komplett zerlegter Renner von Cervelo, eine Darstellung der Sattelbaukunst und viele Komponenten aus vergangener Zeit. Zum Zeitpunkt meines Besuchs befand sich im großen Weltmeistersaal im Erdgeschoss eine Ausstellung mit Kunstwerken, die dem tragischen Frank Vandenbroucke gewidmet waren. Anders als in Deutschland ist der zu früh verstorbene Frank Vandenbroucke trotz Dopingeskapaden und anderer Skandale nicht in Ungnade gefallen und genießt ähnlich wie Marco Pantani einen kultischen Status. Wer den Weg nicht scheut, wird keineswegs enttäuscht werden. Man kann den Besuch natürlich auch mit einem Abstecher nach Oudenaarde im Zentrum der Ronde verbinden aber auch Roubaix ist nicht mehr weit.

5/5

« von 3 »