Der „zwarte van Brakel“ ist Namensgeber für meine zweite Proximus Challenge im Frühjahr 2019. Peter van Petegem war einer der erfolgreichsten Klassikerjäger rund um die Jahrtausendwende. Im Jahr 2003 konnte er als erster Fahrer seit Roger de Vlaeminck sowohl die Flandernrundfahrt, als auch Paris-Roubaix in einem Jahr für sich entscheiden. Mit Paris-Roubaix in den Knochen, aber ohne die Spätfolgen schon zu merken, machte ich mich mal wieder nach Flandern auf (ich gebe es zu, ich habe eine respektable Belgienmeise entwickelt und bekomme dafür auch nicht nur Zuspruch). Von allen familiären Verpflichtungen entbunden, fuhr ich am Ostermontag gegen fünf in Richtung Brakel, ein kleiner Ort zwischen Oudenaarde und Geraardsbergen, unweit von Flobecq, wo ich wieder Quartier in der Brasserie La Houppe beziehen wollte. Bei herrlichstem Wetter erreichte ich nach unkomplizierter knapp zweieinhalbstündiger Autofahrt Brakel, zog mich um und fand den Start mitten im Ortszentrum ohne Probleme. Zwar waren die Temperaturen eingangs noch recht kühl, aber der Himmel zeigte sich schon wolkenlos und die Zwanzig Grad Marke sollte fallen und so bestieg ich bestens gelaunt mein Rad und suchte mir eine Gruppe, deren Tempo ich mitgehen konnte. Erstes Highlight war die Mauer von Geraardsbergen, die wir etwas anders anfuhren, als ich es im vorherigen Herbst getan hatte, denn es gibt parallel zum Marktplatz eine schmale Straße, die ebenfalls zur Kapellmuur hinaufführt. Welch ein Spaß in einem Fahrertross die steile und verwinkelte Anfahrt zur Kapelle zu in Angriff zu nehmen und bei strahlendem Sonnenschein über den „Gipfel“ zu rollen und mit 60 km/h bergab dem Bosberg entgegen zu schießen.

Danach führte die Strecke tief in den wallonischen Teil Belgiens, dessen Grenzen unmittelbar bei Brakel verlaufen. Die Ortsnamen sind Französisch, und wo es sonst Muziekbos oder Koppenbergbos heißt, führte die Strecke nun durch so anmutig klingende Gegenden wie den Bois de Saint-Marcoult und Bois de Lens, hügelige Wälder, in denen es auf und ab ging und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer für meinen Geschmacke teilweise sehr eng die schmalen Straßen hinabschossen. Nachdem die ersten 60km bereits etliche Höhenmeter bereitgehalten hatte, hielt der mittlere Streckenabschnitt eine sehr entspannte und auch sehr malerische Streckenführung bereit. Entlang eines Flüsschens mit repräsentativen Zugbrücken kurbelten die Beine erfreulich locker dem letzten Drittel entgegen. Nach der zweiten Verpflegung ging es zuerst über den Anstieg La Houppe dem Molenberg entgegen und dann weiter über Haaghoek, einer anspruchsvollen Kopfsteinpflasterpassage, die zuerst mit einigen Prozenten bergab führt und dann wieder ansteigt. Ganz im Stil der Flandernrundfahrt folgte ein stetes Auf und Ab über kurze aber typisch giftige Anstiege, um am Ende wieder in Brakel anzukommen. Bei einem leckeren Ename Bier und einem Burger hatte ich die Gelegenheit ein bischen zu quatschen und die Atmosphäre mit ca. 3000 anderen Fahrern zu genießen und tolle Räder zu bewundern. Den Abend verbrachte ich bei gutem Essen und einem netten Gespräch mit meiner Vermieterin in der Brasserie. Anders als bei meinem stürmischen und pannenlastigen Ausflug im März, war diese Challenge ein absolutes Highlight für mich. Es hat einfach alles gepasst.