Bereits im letzten hatte ich überlegt, mich an der 500km Challenge zwischen Heiligabend und Sylvester zu versuchen. Da es aber so unfassbar viel regnete, verwarf ich die Idee schnell. Ein Jahr und knapp 8000 km im Sattel später stellte sich wieder die Frage, ob ich es versuchen sollte. Einige meiner Strava Kontakte nahmen teil und irgendwie wollte ich wissen, ob sich sportlicher Ehrgeiz mit familiären Verpflichtungen und kulinarischen (vermutlich auch alkoholischen) Exzessen verbinden ließe.

Der heilige Abend begann mit ergiebigen Regenfällen und nur dank meines treuen Randonneurs mit Schutzblechen und einer kurzfristig geliehenen Regenhose bewältigte ich die erste Etappe. Allerdings stellte ich mit Schrecken fest, dass Strava nicht alle Kilometer aufgezeichnet hatte. Welch ein Superbeginn. Meine Überlegung, täglich etwa 60 Kilometer zu fahren, war bereits hinfällig.

An beiden Weihnachtstagen entdeckte ich eine sehr gefällige Route an der Ruhr neu, die vor allem die ersten dreißig Kilometer nicht besonders schwer erscheinen ließen, so dass ich nach den Feiertagen einigermaßen im Soll war. Allerdings musste ich mir etwas mit meinen Füßen überlegen, die nach einer Stunde kaum noch zu spüren waren, trotz Winterschuhen.

Der 27.12. wartete dann mit einer Unwetterwarnung auf, so dass ich es nicht wagte, und auch wenig Lust verspürte, die Nase vor die Tür zu stecken. Da mir der Wind schon fast den Papiermüll aus der Hand gerissen hatte und ich von den wenigen Schritten zur Abfalltonne ebenfalls halb naß war, legte ich einen Ruhetag ein.

Am 28.12. schien morgens die Sonne und ich legte recht motiviert los. Einer Eingebung folgend nahm ich ab Hattingen die Trasse Richtung Elfringhäuser Schweiz und es sollte eine schöne Tour werden, die mir landschaftlich etliche Highlights bescherte und a Ende hatte ich 112km auf der Uhr. So war ich wieder im Soll.

In der Nacht jedoch fror es und ich überlegte morgens lange, ob es eventuell zu gefährlich sein könnte, Rad zu fahren. Ich zog eine zweite Bibshorts an, versah meine Schuhe mit selbstwärmenden Thermosohlen, die meine Partnerin aus der Kiste mit den Skisachen zauberte und rollte vorsichtig auf den RS 1 Richtung Essen. Die Eisplatten auf dem Asphalt knackten wie morgendlicher Firn unter den Skiern. Wie auf rohen Eiern rollte ich durch die eisige Stille und erlebte einen Sonnenaufgang in vielen Farben. Nach kalten aber auch schönen 75 km kam ich wieder zuhause an.

Dem nächsten Tag rang ich in zunächst ziemlich verkatertem Zustand weitere 82 km ab. Nach ca. 20 km setzte kalter Regen ein und ich sang und fluchte still vor mich hin. Aufgrund eines Navigationsfehlers fuhr ich einmal quer durch den Essener Verkehr. Welche eine Mühe. Autos, Wasser, rote Ampeln. Ätzend.

Am Sylvestermorgen stand zwar fest, dass ich die Challenge erfolgreich abschließen würde, aber die 50km Schlussetappe in erneut strömendem Regen fühlte sich unfassbar zäh an und sah vermutlich auch so aus.

Was ist mein Fazit. Klar bin ich happy, das Ding gewuppt zu haben und die Erkenntnis, dass ein gewisses Aushalten möglich ist, lässt sich auch auf andere Lebensbereiche übertragen. In den sozialen Netzwerken gab es viele Bilder von Mitstreiterinnen und Mitstreitern, die sich teilweise sogar durch Schnee gequält haben. Jedoch gab es auch sonnenüberflutete Gruppenausfahrten in Australien oder sonst wo zu bewundern. Bei aller Liebe und allem Ehrgeiz, bei aller Bewunderung für echte „flahutes“ und Klassikerjäger im Profibereich, fahre ich doch am liebsten in kurzen Klamotten und so lang oder kurz wie ich möchte. Bei allem ist es nur ein Hobby. Meine Familie musste am Frühstückstisch auf mich verzichten und nachmittags war ich durchaus kaputt. Insofern sind die Festive 500 auch ein Belastungstest für die Familie.

Aber am Ende…Haken dran, Bucketlist erweitert. Nächstes Jahr geht es hoffentlich mal wieder zum Skilaufen, in die Sonne, oder …?